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Andacht: Du bist ein Gott, der mich sieht

 |  Martin Eisele-Remppis  |  Andachten

((Obligatorischer Text zum Bild; evtl. bei Wiederholung auf Seite 2:))

Titelbild: Stefanie Bahlinger, Mössingen;
www.verlagambirnbach.de

((Text von Jakob Spaeth: ))

Liebe Leserinnen und Leser,
jedes Jahr gibt es einen Bibelvers, der als „Jahreslosung“ das Jahr begleiten soll. Manche Jahreslosungen sagen einem etwas, manche eher nicht… Dieses Jahr berührt mich die Jahreslosung auf besondere Weise. Sie tut mir gut, jedes Mal, wenn ich über sie nachdenke.
Die Jahreslosung 2023 beschreibt Gott in wenigen Worten. Hagar, eine junge Frau in einer tiefen Lebenskrise, macht eine Gottes-Erfahrung. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Elend und mitten in der Wüste begegnet ihr Gott. Und sie fasst ihre Erfahrung mit Gott zusammen in den Worten: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Genesis 16,13)
Hagar gibt Gott einen Namen.
Hagar lebt als Sklavin und wird von ihrer Herrin ausgenutzt. Sie ist eine Geflüchtete, sie wird unterdrückt und bedroht. Aber Gott sieht sie an. Von Gott wird sie nicht nur als Arbeitskraft gesehen, sondern als Mensch. Mit Leib und Seele. Mit ihrem Schmerz und mit ihrer Hoffnung. Mit ihren Erfahrungen und ihrer Zukunft.
Gott ist ein Gott, der Hagar ansieht. Gott ist ein Gott, der uns alle ansieht!
Dabei meint Hagar nicht, dass Gott ein Kontrolleur oder ständiger Überwacher ist. Wenn das Handy den Standort kontrolliert und die Smart-Watch die Anzahl der Schritte und den Herzschlag überwacht, dann kommt man vielleicht auf den Gedanken, dass Gott in ähnlicher Weise Informationen sammelt. Aber Hagars Erfahrung – und meine Vorstellung von Gott – ist eine andere:
Gott sammelt nicht Informationen über mich – er sieht mich an. Das ist etwas anderes. Gott sieht die Menschen an. Gott schaut nicht über sie hinweg. Er wendet sich nicht ab, wenn es einem Menschen schlecht geht. Gott sieht die Menschen so, wie sie sind. Diese Erfahrung macht Hagar in ihrer Lebenskrise, in der Einsamkeit der Wüste.
Ich wünsche auch Ihnen in diesem Jahr die Erfahrung, dass Gott Sie sieht. Dass er Sie sieht, wo Sie in diesem Jahr stehen. In Ihrer Situation.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu Gott sagen können: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrer Jakob Spaeth