Andacht: Ausgang und Eingang
Liebe Leser*innen,
von einem auf den anderen Moment: alles anders.
Durch die Tür treten – und dann ist alles anders.
Einen Schritt in einen anderen Raum treten – und gleich ist die Situation eine andere.
Gerade noch im Lärm, dann in der Stille.
Oder umgekehrt.
Vor der Tür-Schwelle stehen; hinter der Tür-Schwelle stehen; alles anders.
Am Ende des Kirchenjahres ändert sich die Stimmung innerhalb von einer Woche, als würde man durch eine Tür treten. Am Totensonntag gedenken wir der Verstorbenen. Am 1. Advent feiern wir den Beginn des neuen Kirchenjahres. Schon die Musik klingt dann ganz anders!
In jedem Moment meines Lebens weiß ich es eigentlich: es fehlt nicht viel und das Leben ist wieder ganz anders. Im Guten wie im Schlechten.
Das Grau am Himmel reißt auf und für einen kurzen Moment brechen die Sonnenstrahlen durch. Sie wärmen mir das Gesicht.
Oder der Regenschauer erwischt mich auf dem Spaziergang und ich bin in kurzer Zeit komplett durchnässt.
Wie das wohl im Moment des Sterbens sein wird?
Im Leben mache ich die Erfahrung: gehe ich den Schritt in einen neuen Lebensabschnitt bewusst, dann kann ich Anfang und Ende auch Gott in die Hände geben. In einem Lied im Gesangbuch heißt es:
Ausgang und Eingang,
Anfang und Ende
liegen bei dir, Herr,
füll du uns die Hände.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 175)
Unserem Vikar Rafael Reuther, der jetzt in der Gemeinde sein Vikariat beginnt, wünsche ich die Gelassenheit dieses schönen Kanons. Die praktische Ausbildung für das Pfarramt dauert – nach sieben Jahren Studium – noch einmal zweieinhalb Jahre. Und das Vikariat ist ganz anders als das Studium. Ich wünsche ihm, dass Gott ihm die Hände bei diesem Anfang füllt.
Uns allen wünsche ich, dass wir bei allen Anfängen und bei jedem Ende die Erfahrung machen dürfen, dass Gott Anfang und Ende in seinen Händen hält. Und dass er uns die Hände füllt.
Bei den Wechseln der Lebensabschnitte, bei unterschiedlichen Situationen und Veränderungen, die das Leben prägen.
Ein gutes Ende des Kirchenjahres Ihnen! Und einen guten Anfang des neuen Kirchenjahrs.
Ihr Pfarrer Jakob Spaeth