Andacht
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal könnte man denken: „um alles muss man sich selber kümmern.“ Ums Tischdecken und um das Essen auf dem Tisch, um die Ordnung im Haus und um den Winterdienst auf dem Gehweg, um die Arzttermine und das Pflegen von Freundschaften.
Und wenn einem die Aufgaben zu viel werden, dann wünscht man sich ein „Tischlein, deck Dich“, wie es die Brüder Grimm in einem ihrer Märchen erzählen. Man bekommt den Tisch gedeckt, ohne dass man etwas dafür tun muss. Feines Gedeck und leckeres Essen – einfach so. Aber das ist nur ein Märchen, denn man kriegt nichts geschenkt – oder?
Jesus hat seine Jüngerinnen und Jünger immer wieder zum Essen versammelt. Hat das Brot geteilt – und Gott für das Brot gedankt. Hat den Kelch mit dem Wein mit den Anwesenden geteilt – und Gott auch dafür gedankt.
Jesu Botschaft bei den gemeinsamen Essen war: Gott beschenkt uns mit dem, was im Leben besonders wichtig ist. Nicht nur mit dem Essen und dem Trinken. Es gibt Liebe, es gibt Gottes Fürsorge für die Menschen, es gibt Vergebung, es gibt Gemeinschaft. Und das alles wird von Gott geschenkt. Es ist unverfügbar – und doch immer wieder da.
Jesu Botschaft lautet: Wesentliches im Leben ist Gabe. Wesentliches ist Geschenk.
Alles, was ich erreiche, wenn ich mich um die alltäglichen Aufgaben kümmere, ist wenig im Vergleich zu dem, wozu ich eingeladen werde. Ich werde von Gott dazu eingeladen, im ernsthaften Sinn „Mensch“ zu sein, mit meinen Mitmenschen Gemeinschaft zu erleben und geliebt zu werden. Ich werde beschenkt mit Lebenszeit. Ich werde beschenkt mit Freude, mit Mut, mit Hoffnung, mit fröhlichen Tagen, mit Trost bei schweren Tagen. Das alles kann ich nicht machen – aber ich kann beschenkt werden.
Wenn wir im Gottesdienst Abendmahl feiern, dann feiern wir dieses Geschenk Gottes.
Alles Christinnen und Christen werden eingeladen an Jesu Tisch. Und dann heißt es: „Kommt, denn es ist alles bereit. Schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist.“
Herzliche Einladung auch zu den Abendmahlsgottesdiensten,
Ihr Pfarrer Jakob Spaeth